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Politik Bahr verteidigt umstrittenes Interview Auch SPD-Spitze gegen Text in „Junger Freiheit“

09.11.2004 00:00 Uhr Von Frank Jansen

Berlin - Die SPD-Spitze ist irritiert. Anlass ist das lange Interview, das der prominente Alt-Sozialdemokrat Egon Bahr dem ultrarechten und von mehreren Verfassungsschutzbehörden beobachteten Wochenblatt „Junge Freiheit“ gegeben hat. Für SPD-Chef Franz Müntefering und den Generalsekretär der Partei, Klaus Uwe Benneter, „ist es Konsens, dass man einer solchen Zeitung kein Interview gibt“, sagte der sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy am Montag dem Tagesspiegel. Edathy hatte am Wochenende mit Müntefering und Benneter gesprochen.

Es dürfe sich auch nicht wiederholen, dass die „Junge Freiheit“ ins Willy-Brandt-Haus kommen kann, zitierte Edathy Müntefering und Benneter.

Im Willy-Brandt-Haus in Berlin-Kreuzberg befindet sich die Bundeszentrale der SPD. Laut Edathy wollen Müntefering und Benneter mit Bahr reden. Das hat sich auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) vorgenommen. Bahr habe „gewiss in wohlmeinender Absicht gehandelt“, sagte Thierse, „trotzdem war es ein Fehler, der ,Jungen Freiheit’ ein Interview zu geben“.

Bahr wies im Gespräch mit dem Tagesspiegel die Kritik zurück. Er halte das Interview für „vertretbar“. Nach einer früheren Anfrage der „Jungen Freiheit“ habe er die Zeitung ein Jahr „überflogen“ und dann einem Interview zugestimmt, sagte der frühere Bundesminister und Vertraute von Willy Brandt. „Soll man sich als Sozialdemokrat von dem Versuch ausschließen, mit dem, was sich am rechten Rand bildet, zu diskutieren?“ Bahr sagte: „Ich konnte es für möglich halten, dass der Verfassungsschutz die beobachtet“, aber er habe vor der Entscheidung zum Interview keine Verfassungsschutzberichte gelesen. „Man kann mir vorwerfen“, so Bahr, „dass ich Informationsmöglichkeiten nicht genutzt habe“. Das Bundesamt für Verfassungsschutz beschreibt die „Junge Freiheit“ als Beispiel für den Versuch von Rechtsextremisten, zu einer „Erosion der Abgrenzung“ zu demokratischen Positionen beizutragen.

Bahr verteidigte auch seine positiven Äußerungen zum Nationalstolz

in dem Interview. Er unterschreibe den Satz, „ich bin stolz, ein Deutscher zu sein“, sagte Bahr dem Tagesspiegel. Diese Haltung dürfe nicht den Rechtsextremisten überlassen werden. Ohne Stolz auf die eigene Nation „kann ich gar nicht leben“.

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