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Bürger laufen gegen geplanten Windpark Sturm

Kleinkrausnik/Schwarzenburg Mitten im großen Waldgebiet zwischen Kleinkrausnik und Schwarzenburg soll ein großer Windpark entstehen. Etwa 350 Hektar sind von einem Investor als "windhöffige Fläche" ausgewiesen worden.

Am Wochenende gegründete Bürgerinitiative sieht "letztes Stück Lebensqualität in Gefahr" (LR-Online vom 15.5.12)

Doch zahlreiche Waldbesitzer, Naturschützer und Bewohner laufen gegen den Windpark Sturm. Am Wochenende ist in Kleinkrausnik eine Bürgerinitiative gegründet worden.

Den dicken Entwurf eines Pachtvertrages haben die mehr als 100 Eigentümer von Wald- und Wiesenflächen in der Kleinkrausniker Heide vor wenigen Wochen zugeschickt bekommen. Darin werden die Eigentümer von einem Investor aufgefordert, ihre Flächen zum Bau eines großen Windparkes zur Verfügung zu stellen.

"Die Zahl der Windtürme wird nicht genannt – wir haben gehört, dass bis zu 18 Türme aufgestellt werden sollen, mit einer Höhe von 220 Metern. Dazu muss großflächig der Wald abgeholzt werden", erklärt Karola Wilde, die Initiatorin der Bürgerinitiative. Mit lukrativen Summen sollen die Flächeneigentümer dazu bewegt werden, ihr Land für den Windpark zur Verfügung zu stellen.

Doch viele wollen ihren Wald nicht verpachten, auch Bürger aus Kleinkrausnik, Schwarzenburg und den umliegenden Dörfern wehren sich gegen den Bau des Windparkes. "Damit würde das letzte Stück Lebensqualität in unserer ländlichen Region verloren gehen – der Wald und die Ruhe", sagt Wolfgang Schüler aus Kleinkrausnik, als sich am Freitagabend fast 40 Leute im Dorfkrug trafen – um eine Strategie zu entwickeln, wie der Windpark verhindert werden kann.

"Es wäre für uns ein Horror, wenn so viel intakte Naturlandschaft vernichtet wird", ist Elfriede Klingmüller aus Wehnsdorf empört. "Wir wohnen mitten im Wald – nicht auszudenken, wenn ein Windrad mal Feuer fängt und der Wald brennt. Ich habe Existenzangst", sagt Waltraut Steinbart aus Schwarzenburg.

Mit sechs bzw. sieben Prozent der jährlichen Stromeinspeiseerlöse – mindestens 10 000 Euro je ein MW – will der Investor die Grundstücksbesitzer zusammen, je nach der Größe der Fläche und ob ein Windturm auf ihrem Grundstück steht, am Gewinn beteiligen – für manche wären das etliche tausend Euro im Jahr. Doch Bürgermeister Werner Busse warnt: "Wir müssen die Bürger aufklären und ihnen sagen, was sie wirklich erwartet. Hier werden riesige Flächen abgeholzt und breite Zufahrtswege gebaut. Irgendwann müssen die Türme mal abgerissen werden – da sind schnell 100 000 Euro weg, die der Grundstücksbesitzer zahlen muss." Er und die Stadtverordneten seien nicht gegen Windkraftanlagen – "aber dort, wo sie hinpassen, wie zum Beispiel auf dem Gahroer Berg. Wir dürfen aber keinen Wildwuchs der Türme zulassen".

Möglicherweise kommt einer den Gegnern des Windparkes zu Hilfe. Unmittelbar neben dem geplanten Windpark befindet sich das Naturschutzgebiet Lehmanns Teich, wo der seltene und geschützte Seeadler seinen Horst hat. Eine seiner Hauptflugrouten führe über das Gebiet, wo mal die vielen Türme stehen sollen – "eine große Gefahr für den Fortbestand des Seeadlers", warnt Heinz-Dietrich Hubatsch, für den der geplante Windpark neben seinem Heimatdorf "ein beispielloses umweltverachtendes Projekt" ist.

Alle gucken gespannt auf Graf Solms, der mit mehr als 30 Prozent der größte Waldbesitzer im geplanten Windparkgebiet ist. Er werde "keine Vorreiterrolle" bei der Verpachtung spielen, wie Fritz Quitter, Revierförster im Revier Wallhaus, formuliert. "Er sieht den ökologischen Schaden, der mit einem Windpark entsteht, er weiß aber auch, dass Energieerzeugung durch Wind politisch gewollt ist", so Quitter. Am 8. Juni will sich die Bürgerinitiative erneut im Kleinkrausniker Dorfkrug treffen. Bis dahin soll ein Infoblatt an alle Bürger der betroffenen Dörfer vorbereitet sein.

Energie bitte nicht mehr aus Kohle, aus Atom schon gar nicht, aus Wind auch nicht. Doch irgendwo muss sie herkommen. Dass für einen neuen Windpark nun ausgerechnet eines der größten Waldgebiete der Region geopfert werden soll, dafür haben viele kein Verständnis. Man hat den Eindruck, dass nach dem gescheiterten Regionalplan für Windkraftanlagen ihr Wildwuchs staatlich gefördert wird. Eine Bürgerinitiative will den Bau des Windparkes bei Kleinkrausnik jedenfalls verhindern. Die Leute haben Erfahrung damit. Gleich nach der Wende wollte ein Investor einen Wohnpark ans Dorfende pflanzen. Ohne Erfolg. Naturschützer sahen die einzigartige Natur am nahen Lugkteich in Gefahr. Ein großer Windpark wäre ein noch gravierender Eingriff.

dieter.babbe@lr-online.de

Dieter Babbe

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