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Energiewende: Zurück ins Mittelalter, Teil I Die Next Kraftwerke

Das FOCUS Magazin, Nr. 24 (2016) titelt in seinem Artikel über eine neue Geschäftsidee der Firma Next Kraftwerke in Köln "Ihr Versprechen: die Macht der Energiekonzerne zu brechen" und weiter "Strom zu produzieren und zu verkaufen war lange Zeit das Geschäft von RWE, E.on & Co. Mit neuen, smarten Geschäftsmodellen drängen junge Firmen in den abgeschotteten Markt". Stromautarkie bis herunter zu Privathaushalten bietet somit Next Kraftwerke an und damit Unabhängigkeit von den großen externen Stromanbietern. Die Silberkugeln dieses Geschäftsmodells sollen Batterien und der Zusammenschluss von Strom-Kleinsterzeugern zu einem virtuellen Kraftwerk sein. Die Batterien der Mitglieder speichern ihren aus Erneuerbaren gewonnenen Strom und stellen ihn bei Bedarf anderen Mitgliedern zur Verfügung.

Energiewende: Zurück ins Mittelalter, Teil I  Die Next Kraftwerke

Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke, Physiker

Ähnliche Visionen zur Beseitigung der Energiewendeschäden gab es freilich schon viele. Es wird sie immer wieder geben, solange das Monster Energiewende weiter Unheil anrichtet. Alle solche Visionen scheiterten regelmäßig an der Technik, den Naturgesetzen und den Kosten. Stellvertretend seien nur Desertec, Power to Gas und Ringwallspeicher genannt. Die Next Kraftwerke meinen eine Lösung für die technische Unbrauchbarkeit von Flatterstrom aus Sonne und Wind gefunden zu haben. Ist sie realistisch? Sachliche Antworten auf diese und weitere Fragen ähnlicher Art haben im Allgemeinen das Problem der technischen Argumentation. Daher zuerst einmal ohne Technik und Physik. Dies reicht bereits aus, die Vision der Next Kraftwerke als Schnapsidee zu entlarven. In den weiteren drei Teilen werden die nicht sehr aufregenden Next Kraftwerke nur bei passenden Passagen erwähnt und die Energiewende selber unter die Lupe genommen werden. Dan sind freilich technische Argumente unverzichtbar. Der Hauptgrund nämlich, warum der technische Unfug "Energiewende" mit ihren bereits unübersehbaren Schäden und Kosten überhaupt politisch durchsetzbar war und immer noch ist, besteht in der angeblichen Alternativlosigkeit des Projekts und der Unkenntnis des Wahlbürgers darüber, was sich hier technisch abspielt.

Noch vor 2 Jahrzehnten besaß Deutschland eine der sichersten, kostengünstigsten und zuverlässigsten Stromsysteme überhaupt. Verwaltet sowie technisch regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht wurde dieses System von den großen Erzeugern wie E.on, RWE und den Stadtwerken. Relativ wenige Kohle- und Kernkraftwerke als sog. Grundlastkraftwerke standen an geeigneten Orten nahe den Ballungsgebieten der Verbraucher. Naturschädigungen durch diese Grundlastkraftwerke sind nicht bekannt. Warum Deutschland sich von diesem optimalen Versorgungszustand mit Elektrizität ins Nirwana der Energiewende begeben hat, ist mit Rationalität nicht zu erklären.

Die Vision der Next Kraftwerke ist nichts anderes als die Rückkehr zu mittelalterlichen Verhältnissen der kleinteiligen Selbstversorgung - mit all ihren Nachteilen. Im Mittelalter waren ausschließlich Bauern mit damals 90% Bevölkerungsanteil für die Nahrungsversorgung zuständig. Es herrschte Selbstversorgung. Das Ergebnis war miserabel, Hungersnöte an der Tagesordnung. Diese Katastrophen waren auch mit Nahrungsaustausch zwischen Nachbarn nicht zu beheben. Analoges gilt für kleinteiligen Stromaustausch, es sei denn, wir geben den Industriestandort Deutschland auf und kehren zu  Verhältnissen in Entwicklungsländern zurück.

Mit der Energiewende - real Stromwende, weil es nur um Strom mit 20% Anteil an der Primärenergie geht - beschreitet Deutschland den Weg zurück ins Mittelalter. Daran ändert auch der Einsatz modernster Technik nichts, wie sie etwa in Windrädern eingebaut ist. Aktuell rund 25.000 Windräder mit einer Nennleistung weit über den realen Bedarf hinaus erzeugen nämlich nur grob 1,5% der deutschen Primärenergie, Solarzellen ca. 0,5%. Die Gründe für dieses miserable Abschneiden werden in Teil I und II näher erläutert. Trotz ihres fast verschwindenden Beitrags zur deutschen Primärenergie nehmen umgekehrt die Landschafts- und Naturschädigungen durch Windräder und Energiemais unerträgliche Ausmaße an. Ein Ende dieses von der großen Koalition verantworteten planwirtschaftlichen Wahnsinns ist nicht absehbar - im Gegenteil. Die Pläne der GroKo zielen sogar darauf, allen Strom aus Erneuerbaren zu beziehen.  Die Umsetzung dieser Pläne würde den Industriestandort Deutschland zerstören. Die harte Realität der Naturgesetze und Größenordnungen werden diese Illusionen in absehbarer Zukunft entzaubern, je früher, desto besser.

04. Juli 2016


Prof. Dr.
Horst-Joachim Lüdecke

Horst-Joachim Lüdecke ist ein deutscher Physiker für Strömungsmechanik und emeritierter Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW). Er ist Autor von Sachbüchern zum Klimawandel.

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