Vorträge und Presseartikel http://www.vi-rettet-brandenburg.de Presseartikel, Veröffentlichungen zum Thema daily 1 2012-02-15T00:05:49Z Windräder in Deutschland Durchs Land der Riesen http://www.vi-rettet-brandenburg.de/volksinitiative/presse/archiv/windraeder-in-deutschland-durchs-land-der-riesen

sonne.jpgSonne und Wind: Gelingt damit die Energiewende?

Holtgast, Ostfriesland. Weder Hügelketten noch Wälder begrenzen die grüne Landschaft Ostfrieslands. Es ist schiere Weite. Der Deich, der die drängende Nordsee vom platten Land abhält, gehört zu den nennenswerten Erhebungen: mit neun Metern Höhe. Der Rest ist Normalnull.

05.02.2012 ·  Von Ostfriesland bis nach Bayern: Windräder, wohin das Auge blickt. Auf einer Winterreise durch ein neues Deutschland bekommt man eine Ahnung, was aus diesem Land wird, wenn die Ökostrom-Pläne Wirklichkeit geworden sind.

Von Winand von Petersdorff

Immer waren die roten Backsteinkirchen die Markierungspunkte der Landschaft. Ostfriesland ist, so heißt es in alten Texten, das Land, in dem man von Kirche zu Kirche sehen kann.

Das Bild ist vergessen. Heute gilt: Egal wo man in Ostfriesland steht, immer sieht man ein Windrad, meistens mehrere, oft viele. Bis zu 200 Meter hohe Energieriesen haben jeden Horizont gekapert und das freie Land gezeichnet. Die Kirchen aber sind klein geworden.

In keinem Landstrich wird die grüne Energiewende so konkret wie in Ostfriesland. Auf den Äckern wächst Mais für die staatlich geförderten Biogasanlagen. Viele der charakteristischen langen roten Hofgebäude sind mit Solaranlagen bedeckt in einem Landstrich, der für seine unsteten Sommer bekannt ist. Aber am weitesten heraus ragen die Windräder.

Eine Ahnung, was aus ganz Deutschland wird

Heute stehen hier im Norden schon 977, mehr als in Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Dabei nimmt Ostfriesland nur drei Prozent der Fläche dieser Bundesländer ein. Auf dem sturmerprobten Land bekommt man eine Ahnung, was aus ganz Deutschland wird, wenn die Ökostrom-Pläne Wirklichkeit geworden sind.

Es ist Wendezeit in Deutschland. „Wir erleben die schlimmsten Verheerungen des Landes seit dem Dreißigjährigen Krieg“, sagt Hans-Joachim Mengel, Politikprofessor an der Freien Universität Berlin und Kämpfer gegen Windräder. Unternehmer, Bauern und Fondsverkäufer haben eine stille Allianz geschlossen mit der Politik, den grünen Ideologen und den Idealisten. Seit der Katastrophe von Fukushima sind sie nicht mehr zu bremsen. Überall werden die Abstandsregeln und Empfehlungen für Windkraftanlagen gelockert, um mehr Plätze für die Kolosse verfügbar zu machen. Es geht in den Wald, aufs Meer und auf die Bergkämme der schönsten Landschaften Deutschlands. Und in den Süden. Der Windradbauer Enercon frohlockt schon: „Mit hohen Turmvarianten lassen sich in Süddeutschland Windenergieprojekte wirtschaftlich realisieren.“

Wo die CSU plötzlich grün spielt

Wir fahren den Baumeistern hinterher. Doch wir starten, wo alles anfing, an der Küste. Direkt am Deich, wenige Kilometer nördlich vom Dorf Holtgast beginnt die Reise durch die Windkraftrepublik. Sie führt vom hohen Norden über die Uckermark in Brandenburg nach Spaichingen, wo Altministerpräsident Erwin Teufel sorgenvoll auf den Dreifaltigkeitsberg blickt.

Es geht weiter ins schönste Tal Deutschlands, ins Münstertal bei Freiburg, wo vier von fünf Bürgern Windkraftanlagen auf den Bergkämmen sehen wollen, und es endet am Alpenrand, wo die CSU plötzlich grün spielt und die Kaventsmänner aus Stahlbeton in den Wald stellen will.

Die Götter müssen verrückt sein. Manfred Knake hegt den Verdacht schon länger. Bis zur Pensionierung im Juli 2011 war er Dorfschullehrer in Ostfriesland und in seiner Freizeit ehrenamtlicher Ranger (Landschaftswart) des Nationalparks Wattenmeer: Er hat die Touristen aus Wanne-Eickel und Bocholt davon abgehalten, in den Brutgebieten der Wattvögel zu randalieren. In seinen jungen Jahren hat er gegen das Atomkraftwerk Brokdorf gekämpft und die Grüne Liste Umweltschutz mitgegründet. Das war eine jener Gründungsorganisationen, aus denen 1980 die grüne Partei hervorging.

Knake ist ein Bluthochdruck-Typ, ein Fighter. Er kämpft gegen die Vogeljagd im Wattenmeer, gegen einen hell beleuchteten Leuchtturm am Rande des Nationalparks, gegen rücksichtslose Kite-Surfer und vor allem gegen Windräder. Er hat seine Gründe.

Kein Hund darf hier frei herumlaufen

Wir fahren an den Deich. Es ist Ebbe. Auf den Salzwiesen hinter dem Deich haben sich Ringelgänse niedergelassen, 350 schätzt Knake. Er wird ungehalten, als Spaziergänger ihren Hund losleinen und sich der Kolonie nähern. Immer mehr Gänse richten sich auf, spreizen nervös ihr Gefieder. Es ist diese Achtlosigkeit, die Knakes Blutdruck in die Höhe treibt. Das hier ist der Nationalpark, kein Hund darf hier frei herumlaufen, aber es kontrolliert niemand.

Der wahre Frevel beginnt für Knake aber vor dem Deich. Einige hundert Meter ins Landesinnere hinein stehen 50 Windräder, deren Flügel gleichmäßig rotieren. Es ist ein guter Windtag. Möwen, die sonst nichts schreckt, wahren einen Respektabstand von einigen hundert Metern vor den Mühlen. Empfindlichere Tiere wie die Gänse lassen sich hier gar nicht mehr nieder. Sie haben einen Zufluchtsort verloren. Wenn jetzt die See ihre Salzwiesen überschwemmt, verziehen sie sich. Und wer weiß, ob sie wiederkommen. Viele Vögel kämen nie wieder, sagt Knake.

Geld, Erfahrung, gute Anwälte und Gutachter

Der Mann hat sich nicht beliebt gemacht, nicht bei den Grünen, nicht beim Nabu und dem BUND, die alle Ökostrom vermarkten, und auch nicht in seinem Heimatort Holtgast. „Ich bin begrenzt integrationsfähig“, sagt Knake selbstironisch. Es geht eben um viel Geld bei der Windkraft, das kann schon mal die gute Nachbarschaft gefährden. Durch manches ostfriesische Dorf geht ein Riss.

Die Profiteure und grünen Überzeugungstäter stehen vereint gegen Naturschützer und Bürger, die Lärm und die Verschandelung der Landschaft fürchten. Es ist ein ungleicher Kampf: Die Windmacher haben das Geld, Erfahrung, gute Anwälte und Gutachter. Sie kennen jede Lücke im Planungsrecht, setzen Gemeinderäte unter Druck oder locken mit sogenannten Bürgerbeteiligungsmodellen, Gewerbesteuern oder schlicht mit Geld - auch in Holtgast, wo der Anlagenbauer der Gemeinde für die Genehmigung eine Viertelmillion bot.

Windräder als Altersversorgung

Und dann ist da auch noch der friesische Faktor Enercon, mit großem Abstand Deutschlands Windradbauer Nummer eins. Die Firma sitzt in Aurich, bietet den Ostfriesen Industriearbeitsplätze, die hier dünn gesät sind. Da stellt man sich nicht leicht quer.

Wie kann es sein, fragt Mengel, dass die Kulturlandschaft, die über Jahrzehnte hinweg im gesellschaftlichen Konsens verteidigt wurde vor den Begehrlichkeiten der Fabrikanten und Immobilien-Entwickler nun preisgegeben wird für jene Industrieanlagen, die Wind in Strom wandeln. Das Kapital allein hätte man vielleicht noch stoppen können, glaubt Mengel. Seit aber der Idealismus im Spiel ist, gibt es kein Halten mehr.

Wenn Macht und Geld asymmetrisch verteilt sind

Einen Tod muss man sterben. Das ist ein Satz, der nach Fukushima häufig fällt. In der Uckermark klingt er beklemmend. Mengel, der alte Sozialdemokrat, ist nicht prinzipiell gegen Windkraft. Wäre die Genehmigung der Anlagen das Ergebnis eines „herrschaftsfreien gesellschaftlichen Diskurses“ gewesen, er hätte sich längst gefügt.

Statt einer sachorientierten Güterabwägung erlebt er, dass Investoren sich leise Land sichern, dass die Windfirma Enertrag den Vereinen aus Casekow 115.000 Euro zukommen lässt und dass seine eigene Wählerinitiative in der Kommunalpolitik ausgetrickst wird, damit sie an der Planung neuer Windkraftstandorte nicht mitwirken kann. Auf den Bürgerversammlungen fragen die Windmacher, ob die Leute denn ihren Kindern lieber Jodtabletten gegen Radioaktivität geben wollten. Seit Fukushima ist die Frage hoffähig.

Würde er „nicht leiden wie ein Hund“, so könnte er die Erfahrungen genussvoll ausbeuten und nach Berlin zu seinen Studenten am Otto-Suhr-Institut tragen als Lehrstück, wie Politik praktisch sein kann. Zum Verzweifeln ist es, wenn Macht und Geld asymmetrisch verteilt sind.

Mengel wird bald 65. Er hat auch noch andere akademische Interessen und will jetzt mit seinen Kräften haushalten. „Man braucht unendlich viel Energie, die habe ich nicht mehr.“ Ein Freund hat ihm den Buddhismus nähergebracht, der Duldsamkeit und Zuversicht idealisiert. Den Kampf gegen Windmühlen müssen bald andere austragen.

Kretschmann: „schöne Maschinen und ein Zeichen der Zeit“

Spaichingen, Schwarzwald-Baar-Heuberg. Bei der Autofahrt durch Baden-Württemberg lernt der Reporter, wie unverstellt das Land in weiten Teilen noch ist. Auf dem Weg zu Erwin Teufel nach Spaichingen macht sich nur eine Anlage bemerkbar, ein paar werden sich im Nebel versteckt haben. Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat seiner Klientel fest versprochen, dass das nicht so bleibt: „Eine Änderung der Industriegesellschaft verändert die Landschaft - das ist der Preis, den wir für den Fortschritt bezahlen müssen“, sagt Kretschmann.

Die Stuttgarter Landesregierung hat die Ambition, den Windertrag binnen zehn Jahren zu verzehnfachen. „Und letztlich, muss man sehen, sind das ja schöne Maschinen und ein Zeichen der neuen Zeit“, sagt Kretschmann auch.

Die Kalküle der Landbesitzer sind nachvollziehbar. Zwischen 1000 und 2000 Euro im Monat je nach Windradgröße und Verhandlungsgeschick kann der Grundstückseigentümer allein an der Pacht verdienen. Das ist besser als die Miete aus einem stattlichen Einfamilienhaus. Viele Landwirte sehen Windräder als Altersversorgung. Sie kämpfen oft an der Seite der Windparkbetreiber und grünen Politiker für neue Standorte. Und die andere Seite: Die Mehrheit der Ostfriesen wohnt der Veränderung ihrer Heimat inzwischen mit Gleichmut bei.

„Tot dem Öko“

Die Gegner resignieren langsam, so wie Manfred Knakes Frau. Er hat sie kennen und lieben gelernt, als sie Unterschriften gegen die ersten Anlagen sammelte und den Kommunalpolitikern die Leviten las. Heute will sie nicht mehr weiter anrennen, und Knake fühlt sich umso mehr „als Fossil“. Einmal hat er in seinem Briefkasten ein Flugblatt gefunden mit dem Satz: „Tot dem Öko“. Das hat den alten Dorfschullehrer gleich zweifach geschmerzt: wegen des Inhalts und wegen der Orthographie.

Schloss Wartin, Uckermark. Düster ist es geworden in Casekow, einem Dorf an der alten Bahnstrecke zwischen Berlin und Stettin. Der hilfsbereite Skinhead im Zug hatte sich noch gewundert, dass ein Anzugsträger mit ihm aussteigt, hier, wo doch der Hund verfroren ist.

Aus der Ferne senden Windkraftanlagen beständig ihr rotes Warnblinklicht auf drei Etagen. „Wenn es Nacht wird in der Uckermark, dann geht die Lichtorgel an“, sagt Hans-Joachim Mengel. Brandenburg müsste von oben aussehen wie ein Großflughafen mit seinem blinkenden Lichtermeer.

Der Politikprofessor aus Berlin sitzt auf Schloss Wartin und witzelt. Im Herbst will er ein Buch herausbringen über die Wirkung der Windkraft. Der Titel heißt: Verlorene Schönheit.

Statt der Touristen kommen Windräder

Mengel hat das Schloss Wartin bei Casekow, eines der bedeutenden Herrenhäuser Brandenburgs mit Herzblut plus öffentlicher und privater Unterstützung vor dem Verfall bewahrt. Inzwischen ist eine Stiftung der Träger, eine Europäische Akademie veranstaltet hier Seminare. Das Schloss ist ein Symbol. Hier in der Uckermark könnten die Stettiner und die Berliner ausspannen und Gedanken austauschen, beide hätten es nicht weit. Das hatte sich der Professor zumindest so ausgedacht.

Statt der Touristen kommen die Windräder. Von den 22.000 Anlagen, die in Deutschland gelegentlich rotieren, stehen 3000 in Brandenburg. Nur Niedersachsen zählt mehr. Als Mengel noch nicht der Kämpfe müde war, da gründete er die Bürgerinitiative „Rettet die Uckermark“. Ihr gelang das Kunststück, gleich zweimal mit Mengel an der Spitze in den Kreistag einzuziehen mit nur einem Thema.

Wie eine zweite Enteignung nach dem Sozialismus

Gefruchtet hat es nicht viel. Die Windräder rücken näher ans Schloss heran, 20 Anlagen könnten direkt neben Wartin entstehen, zwischen 170 und 200 Meter hoch, fürchtet der Professor. „Das wäre das Ende der Stille.“

Während Knake in Ostfriesland für Natur- und Tierwelt kämpft, will Mengel die Kulturlandschaft bewahren und verhindern, dass die Windkraftanlagen die Schlösser verdrängen. Es wäre wie eine zweite Enteignung nach dem Sozialismus.

Hier weht ein steifer Wind

Erwin Teufel ist die alte Zeit. Der langjährige CDU-Ministerpräsident empfängt in seinem Haus in Spaichingen an der Dreifaltigkeitsberg-Straße. Das Navigationsgerät zeigt die Höhe von 680 Metern über dem Meeresspiegel an. Der Dreifaltigkeitsberg bringt es fast auf 1000 Meter. Hier weht ein steifer Wind.

Teufels Frau serviert Kaffee, Kuchen und Hörnchen. Der Alt-Ministerpräsident hat sich ein paar Notizen gemacht: „Sie werden kein Zitat finden, mit dem ich mich dezidiert gegen Windkraftanlagen ausspreche“, sagt Teufel. Doch Genehmigungen blieben unter seiner Ägide rar. Gerade drei Prozent des Bundeslandes kamen überhaupt nur für Windräder in Frage.

Unterschied im ästhetischen Empfinden

Das haben Kretschmanns Leute sofort geändert. Baden-Württemberg darf nicht Schlusslicht bei der Windenergie bleiben, heißt ihre Losung. Das wäre ja eine echte Lachnummer. Ein grüner Ministerpräsident und kaum Windräder. „Man wendet sich heute gegen die Grünen, wenn man sich für Naturschutz einsetzt“, sagt Teufel. Verblüffend findet er das.

Als Regierungschef wollte der Mann keine Anlagen in pointierter Lage. Drei Viertel Baden-Württembergs fallen für ihn von vorneherein darunter. Statt dessen leitetete seine Landesregierung die Erweiterung des Wasserkraftwerkes in Rheinfelden ein. „Die alleine bringt mehr Strom als 1000 Windräder.“ Nach seiner Erfahrung machen sich die Leute keine Vorstellung von der Dimension der neuen Anlagen. „Europas größtes Kirchengebäude ist das Ulmer Münster mit 161 Metern, der Kölner Dom bringt es auf 157 Meter“, referiert Teufel. Die neuen Windkraftanlagen sind 40 Meter höher. Solche Riesen will er nicht auf den Kämmen des Schwarzwalds oder auf der Schwäbischen Alb sehen.

Kretschmann wird gelegentlich der „grüne Erwin Teufel“ genannt. Ein wichtiger Unterschied liegt im ästhetischen Empfinden. Kretschmann findet die Windräder schön, Teufel denkt bei Schönheit an Maulbronn, den Bodensee und an das Münstertal, Deutschlands schönstes Tal.

„Landschaftsschutz mit Messer und Gabel“

Münstertal, Schwarzwald. Südlich von Freiburg liegt es, das Münstertal. Am Nordrand erhebt sich der Freiburger Hausberg Schauinsland bis auf 1284 Meter Höhe. Im Süden ragt der Belchen mit 1414 Metern heraus. „Magische Landschaft“, wirbt der Tourismusverband. Unten im Tal führt Karl-Josef Fuchs das Romantikhotel „Spielweg“, das nationalen Ruhm genießt. Johannes Rau erholte sich hier, Tomi Ungerer und die schwäbische Prominenz. Die Familie Fuchs führt das Haus in fünfter Generation: „Wir betreiben Landschaftsschutz mit Messer und Gabel.“ Den großen Erfolg seines Hotels verdankt Fuchs nicht nur seinen Leistungen, sondern auch der einmaligen Lage mitten in diesem zauberhaften Tal.

Als die Münstertaler auf die Idee kamen, Windräder aufzustellen, begann Fuchs die Gegner zu sammeln. Erwin Teufel hatte es schon gewusst: In den Gemeinden um das tiefgrüne Freiburg herum bricht sich das neue Denken Bahn. Am 27. März 2011 erlebte Fuchs eine seiner schlimmsten Niederlagen. Da stimmten die Bürger der Gemeinde Münstertal darüber ab, ob sie in ihrer Umgebung Windkraftanlagen zulassen wollten. Vier von fünf Bürgern votierten für Windräder. Fuchs hatte im Wahlkampf „so viel Prügel wie noch nie“ bekommen. Trotzdem überraschte den Hotelier das eindeutige Ergebnis doch. Fukushima zeigte seine Fernwirkung im Münstertal. Gute zwei Wochen vor der Volksabstimmung hatte sich die Reaktorkatastrophe in Japan ereignet.

Antwort auf den Protestbrief blieb aus

Nun fürchten die Gastronomen hier um die Kundschaft. „Eines kann ich Ihnen versichern“, hatte Erwin Teufel dem Reporter zum Abschied hinterhergerufen. „Die Leute fahren nicht in den Schwarzwald, um Windräder zu sehen.“ Ins Münstertal kommen jedes Jahr 280.000 Besucher

Die bekannte Reisejournalistin und Verlegerin Angelika Taschen protestiert unterdessen mit einem offenen Brief an den Bürgermeister. „Ich bin der tiefen Überzeugung, dass mit dem geplanten Windkraftprojekt im Münstertal genau diese Idylle und Unversehrtheit der Natur zerstört werden wird, so wie es in vielen anderen Landschaften Deutschlands bereits geschehen ist. Die Windkrafträder sind hässliche Monster.“ Eine Antwort auf den Protestbrief gab es nicht.

„Es geht eben auch um Kohle“, sagt Fuchs. Landwirtschaft ist ein hartes Brot in dieser bergigen Landschaft. Die Bauern haben Milchvieh, das lange Jahre wenig eingebracht hat. Wie einträglich und beruhigend könnte es sein, ein Stück Land an einen Windanlagen-Betreiber zu verpachten. Auch die Gemeinde selbst würde gerne ein bisschen mitverdienen. „Irgendwo da oben kommen sie wohl drauf“, sagt der Hotelier und blickt zum Horizont: „Vielleicht sieht man sie von hier gar nicht.“

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Kempten, Allgäu. Auf der Fahrt nach Kempten führt ein Abstecher nach Wildboldsried. Die Gemeinde ist so etwas wie der grüne Superstar unter den bayrischen Kommunen. Sie wird als energieautark beworben und kassiert Öko- und Nachhaltigkeitspreise. Der CSU-Bürgermeister reist durch die Lande mit dem Vortrag: „Erneuerbare Energie ist gut fürs Allgäu“.

Das ist schließlich die neue CSU-Linie: Die Partei will grüner werden und ihre frischgewonnene Entschlossenheit mit dem Ausbau erneuerbarer Energie beweisen. 486 Anlagen gibt es schon in Bayern; Sachsen-Anhalt hat fünfmal so viele. Das tut weh. 1000 bis 1500 sollen her.

„Für die Politiker ist wichtig, Windräder aufzustellen. Denn damit wird die Politik sichtbar“, sagt der passionierte Naturschützer Reinhold Faulhaber, der die Initiative Landschaftsschutz Kempter Wald und Allgäu anführt. Stromsparen hätte vielleicht die gleiche Wirkung wie Windräder, aber doch viel weniger Sex-Appeal.

Auf den Solardächern liegen Schnee und Reif

Es ist der 1. Februar, und es ist ein ausgesprochen schlechter Tag für die grüne Musterkommunen und die Energiewende. Auf den zahlreichen Solardächern liegen Schnee und Reif. Und die Windräder hinter Wildboldsried stehen still bis auf eine Ausnahme: Sie rotiert in provozierender Zeitlupe.

Faulhaber geht hier nicht mehr spazieren. Die Windräder machen ihn nervös, zumindest, wenn sie sich drehen. Und manchmal tun sie das.

Windräder haben die Eigenart, dass sie auf Anhöhen gestellt werden, damit sie wirtschaftlich rotieren. Deshalb kann man sie weithin sehen. Faulhaber fürchtet, dass die das Allgäu prägenden Voralpenberge rund 150 Windräder bekommen, die dann die gesamte Region prägen.

Eine treibende Kraft hinter der Ökowende sind in Bayern die Förster. Seit der Freistaat seine Wälder profitorientiert führt, suchen die Förster nach Gewinnquellen. Holzpellets sind zum guten Geschäft geworden, aber richtig lukrativ sind Windräder. Sie versprechen Pachterträge von 10.000 Euro im Jahr und mehr.

Einige Bundesländer haben den Wald ausgespart, er blieb frei von den Riesen. Doch Bayern macht seine Forste verfügbar, und nicht nur das: Bis auf die beiden bayerischen Nationalparks, Naturschutzgebiete, Kernzonen der Biosphärenreservate und die engste Alpenzone ist in Bayern nichts sicher vor der Windenergiewirtschaft. „Und die Windenergie nimmt alles, was sie kriegen kann“, sagt Wilhelm Breuer von der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen.

Mit einem Anruf haben die Zweifel begonnen

Heimatvertrieben. So fühlt Helga Hung sich. 30 Jahre lang hatte sie mit ihrer Familie in Kimratshofen nicht weit von hier gelebt. Dann kamen die Windräder. Am Anfang sind sie und ihr Mann sogar zu den Versammlungen gekommen, auf denen die Bürger die Standorte planten und ihre Gewinne kalkulierten.

Die Hungs hatten ja nichts gegen erneuerbare Energie. Dann bekam sie einen Anruf aus dem Dorf: „Wie kannst du für die Windkraftwerke sein, dein Sohn ist doch Epileptiker.“ Die unbewiesene Theorie lautet, die niederfrequenten Dauergeräusche der Windräder könnten die Krankheit verschlimmern. Mit dem Anruf, sagt Helga Hung heute, hätten ihre Zweifel begonnen.

Als die Windräder standen, machte sie ein Pfleger darauf aufmerksam, dass sich die Anfälle ihres Sohnes dramatisch häuften. „Was macht ihr denn mit dem Jungen?“, fragte der Pfleger. Doch das Einzige, was sich an Hungs Leben geändert hatte, waren die Windräder. Bei einem Anfall stürzte der Junge die Treppe herunter, brach sich einen Nackenwirbel und ist seitdem querschnittsgelähmt.

Jetzt geht es ums Prinzip

Die Hungs fanden keinen Frieden mehr. Die Familie zog nach Kempten um, wo nun ebenfalls Windräder geplant werden. Es stapeln sich Ordner mit Korrespondenz im neuen Heim. Sie hat erfolglos vor Verwaltungsgerichten geklagt, Minister und Abgeordnete angeschrieben. Helga Hung kämpft weiter, jetzt geht es ums Prinzip. Sie hat sich in Jahren zur - parteiischen - Expertin für die Gesundheitsgefährdung durch Windkraftanlagen weitergebildet. Sie spricht von niederfrequenten Schallwellen, von „Vibro Acoustic Disease“ und zeigt komplizierte Diagramme, die sie als gelernte technische Zeichnerin selbst gefertigt hat.

 

 

Frau Hung würde gerne sagen, dass das Schicksal ihrer Familie ein Extremfall sei. Doch Gefahr für die Gesundheit herrsche für große Teile der Bevölkerung, sagt sie.

Der Berg ruft. Die Reise durch die Windkraft-Republik geht zu Ende. Sie könnte noch weiter gehen. Hoch oben in den Alpen am Brennerpass sollen bald Windräder stehen. Der Betreiber verspricht der Gemeinde Brenner 400.000 Euro im Jahr. Davon könnten Kindergärten gebaut werden und vielleicht sogar die Gemeindesteuern gesenkt werden.

Frau Hung würde gerne sagen, dass das Schicksal ihrer Familie ein Extremfall sei. Doch Gefahr für die Gesundheit herrsche für große Teile der Bevölkerung, sagt sie.

Der Berg ruft. Die Reise durch die Windkraft-Republik geht zu Ende. Sie könnte noch weiter gehen. Hoch oben in den Alpen am Brennerpass sollen bald Windräder stehen. Der Betreiber verspricht der Gemeinde Brenner 400.000 Euro im Jahr. Davon könnten Kindergärten gebaut werden und vielleicht sogar die Gemeindesteuern gesenkt werden.

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No publisher Helga Ehresmann Landschaftsbild Wissenswertes 2014-04-06T22:04:09Z Seite
Brandenburg kommt unter die Räder.pdf http://www.vi-rettet-brandenburg.de/volksinitiative/presse/Brandenburg_kommt_unter_die_Raeder.pdf No publisher Carsten Stengel - Webmaster Landschaftsbild 2014-06-17T22:08:07Z Datei ZU „WINDRÄDER IM SCHUTZGEBIET - Es droht die totale Verspargelung / LAND LOCKERT ... AUFLAGEN FÜR WINDKRAFTANLAGEN“, 17. 12., S. 6 http://www.vi-rettet-brandenburg.de/volksinitiative/presse/zu-201ewindraeder-im-schutzgebiet-land-lockert-...-auflagen-fuer-windkraftanlagen201c-17.-12.-s.-6 Im Brandenburger Planungs- und Immissionsschutzrecht herrschen chaotische Zutände Die Landesentwicklungsplanung richtet sich gegen die Interessen eines großen Teils der Bürger und muss sich deshalb auf windrad2.jpgAntrag vieler Gemeinden einem Normenkontrollverfahren unterziehen, mit ungewissem Ausgang. Der sachliche Teilregionalplan „Windkraft“ der Region Havelland-Fläming scheitert zum zweiten Mal vor Gericht. Hier müssen jetzt mit viel Geld die ohnehin klammen Kommunen mit Teilflächennutzungsplänen einspringen. Dieses Bemühen wird wiederum vom Erlass der Umweltministerin (gestellt von „Die Linke“) unterlaufen, mit dem Windkrafträder jetzt auch in Natur- und Landschaftsschutzgebieten errichtet werden dürfen. Brandenburg droht damit eine totale Verspargelung der Landschaft. Damit haben sich Radikalökologen endgültig in Brandenburg durchgesetzt. Ihr Leitziel ist es, mit radikalen Klimaschutzmaßnahmen die Welt vor den Folgen der Klimaveränderung retten zu wollen, und zwar um jeden Preis. Mit dikatorischen Maßnahmen wollen selbsternannte Klimaschützer unter dem Deckmantel der „Nachhaltigkeit“ auch die Gesellschaft verändern... Sie geben vor, Versorgungsmonopole bekämpfen zu wollen, schaffen aber neue Monopole. Sie geben vor, das Klima verbessern zu wollen, lassen aber die bedenkliche Gesamt-Umweltbilanz von Windkraftanlagen außer Acht. Diese grüne Elite sorgt für eine besondere Art wirtschaftlichen Aufschwungs: Es werden immer teurer werdende Waren auf den Markt geworfen (z.B. Energiesparlampen), deren äußerst schädliche Folgewirkungen sich später noch herausstellen werden. Ohne Rücksicht auf die soziale Lage vieler Bürger wird diese von Arroganz geprägte Umweltpolitik betrieben. Die Folgen sind drastische Mieterhöhungen, sehr hohe Strompreise, teure Lebensmittel usw. Am Ende kann das der normale Verbraucher nicht mehr bezahlen und steht darüber hinaus vor einer zerstörten Landschaft. Und so nebenbei werden schwer erkämpfte Bürgerbeteiligungsrechte wie die Beteiligung der Öffentlichkeit an Planungs- und Genehmigungsverfahren von Rot-Rot in Brandenburg per Erlass unterlaufen. Ich frage mich, ob wir am Vorabend einer Veränderung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in eine radikalökologisch-sektiererische Gesellschaftsordnung stehen, in der nicht mehr die Freiheitsrechte der Bürger garantiert werden, sondern angebliche radikale Notmaßnahmen zur Rettung der Erde genau diese unsere Freiheitsrechte zum Teil drastisch einschränken.
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No publisher Carsten Stengel - Webmaster Presse Landschaftsbild 2014-04-06T22:04:08Z Seite